Die Ausstellung „Hitlers Exekutive“ im Graz Museum Sackstraße liefert eine eindringliche und tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Rolle der österreichischen Polizei während der NS-Zeit. Vom 3. Oktober 2024 bis zum 5. März 2025 bietet diese Sonderausstellung Einblicke in die Verstrickungen der Exekutive in ein System von Überwachung, Unterdrückung und Mord.
Ein Blick in die Vergangenheit: Polizei im Dienst des Regimes
Die Ausstellung entstand im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts, das von der Universität Graz in Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und dem Bundesministerium für Inneres initiiert wurde. Sie beleuchtet, wie österreichische Polizisten nicht nur willfährig Anweisungen ausführten, sondern oft selbst zu Tätern wurden. Besonders schockierend: Die Grazer Polizei war schon vor dem „Anschluss“ stark von Nationalsozialisten unterwandert, was die lokale Exekutive früh zu einem Handlanger des NS-Regimes machte.
Historische Dokumente, Fotografien und Zeitzeugenberichte illustrieren die aktive Beteiligung der Polizei an Deportationen und an der Vernichtung jüdischer Bürger*innen. Diese systematische Kollaboration führte zu unermesslichem Leid und hinterlässt bis heute Spuren in der kollektiven Erinnerung.
Lokaler Fokus: Graz als „Stadt der Volkserhebung“
Ein besonders wichtiger Teil der Ausstellung widmet sich der Stadt Graz, die von den Nationalsozialisten als „Stadt der Volkserhebung“ betitelt wurde. Graz spielte eine zentrale Rolle in der frühen NS-Bewegung in Österreich und war ein Hotspot für die Radikalisierung und Propaganda. Die Ausstellung zeigt, wie sich diese lokale Dynamik auf die Arbeit der Polizei auswirkte und sie zu einem tragenden Pfeiler der nationalsozialistischen Herrschaft machte.
Biografien einzelner Polizisten, die entweder als Täter oder als Opfer in Erscheinung traten, schaffen einen direkten Zugang zu den historischen Ereignissen. Sie geben der Geschichte Gesichter und machen das Unvorstellbare greifbar.






Bildungsauftrag und gesellschaftliche Verantwortung
Die Ausstellung richtet sich an ein breites Publikum und setzt sich das Ziel, nicht nur historisch aufzuklären, sondern auch aktuelle Bezüge herzustellen. Die Frage, wie staatliche Institutionen zur Unterdrückung missbraucht werden können, bleibt eine zentrale Herausforderung in demokratischen Gesellschaften. „Hitlers Exekutive“ regt zum Nachdenken über den Missbrauch von Macht und die Verantwortung des Einzelnen innerhalb eines Systems an.
Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung. Vorträge, Führungen und Workshops bieten zusätzliche Perspektiven und vertiefen das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge der damaligen Zeit.
Die Ausstellung ist bis zum 5. März 2025 täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr im Graz Museum Sackstraße zu sehen. Besucher*innen haben die Möglichkeit, vor Ort oder online unter www.grazmuseum.at Tickets zu erwerben. Führungen können individuell gebucht werden, um die Inhalte noch besser zu erschließen.