Der Karl-Marx-Hof in Wien ist ein ikonisches Beispiel für sozialen Wohnungsbau und ein bedeutendes architektonisches Erbe der Zwischenkriegszeit. Dieses beeindruckende Gebäude befindet sich im 19. Bezirk in Heiligenstadt und erstreckt sich über 1,2 Kilometer, was es zu einem der längsten Wohngebäude der Welt macht.
Geschichte und Architektur
Der Karl-Marx-Hof wurde zwischen 1927 und 1930 nach den Plänen des Architekten Karl Ehn, einem Schüler Otto Wagners, erbaut. Die Errichtung des Komplexes war Teil des sozialdemokratischen Projekts „Rotes Wien“, das darauf abzielte, hochwertigen Wohnraum für die Arbeiterklasse zu schaffen. Der Bau wurde auf Land errichtet, das einst unter dem Wasser der Donau lag, und benötigte umfangreiche Entwässerungsarbeiten.
Mit über 1.300 Wohnungen, die für etwa 5.000 Menschen Platz bieten, umfasst der Karl-Marx-Hof zahlreiche gemeinschaftliche Einrichtungen wie Waschsalons, Badehäuser, Kindergärten, eine Bibliothek, Arztpraxen und Geschäfte. Diese Infrastruktur sollte den Bewohnern alle notwendigen Dienstleistungen direkt vor Ort bieten, was die Anlage zu einer „Stadt in der Stadt“ machte.
Architektur und Design
Der Karl-Marx-Hof beeindruckt durch seine monumentale Bauweise mit großen Innenhöfen, die von Bäumen und Grünflächen geprägt sind. Die markanten Türme und Torbögen verleihen dem Komplex ein festungsähnliches Aussehen. Insgesamt wurden über 24 Millionen Ziegelsteine für den Bau verwendet.
Rolle in der Geschichte
Der Karl-Marx-Hof spielte eine zentrale Rolle in der Geschichte Wiens, insbesondere während des österreichischen Bürgerkriegs im Februar 1934. Während der Kämpfe zwischen den sozialdemokratischen Arbeitermilizen und den austrofaschistischen Kräften diente der Komplex als Zufluchtsort für die Aufständischen. Trotz schwerer Artilleriebeschüsse blieb der Karl-Marx-Hof ein Symbol des Widerstands und der Solidarität.
Besuchertipps
- Lage: Der Karl-Marx-Hof liegt in Heiligenstadt und ist leicht mit der U-Bahn (Linie U4) erreichbar. Die nächstgelegene Station ist Heiligenstadt.
- Führungen und Ausstellungen: Im Waschsalon Nr. 2 befindet sich eine permanente Ausstellung zur Geschichte des Roten Wien und des Karl-Marx-Hofs. Diese Ausstellung bietet wertvolle Einblicke in die sozialen und architektonischen Innovationen dieser Zeit.
- Grünflächen: Die weitläufigen Innenhöfe und Grünanlagen laden zu Spaziergängen und zum Verweilen ein.