Die Ausstellung „Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Heretics!“ von Monster Chetwynd, die jetzt im Belvedere 21 zu sehen ist, entführt die Besucher*innen in eine Welt des fantastischen Überschwangs und des kreativen Widerstands. Die britische Künstlerin, bekannt für ihre anarchisch-burlesken Performances und ihre unerschöpfliche Lust an der Vermischung von Hoch- und Popkultur, schafft mit ihrer ersten musealen Einzelausstellung in Österreich eine kraftvolle Inszenierung, die den Raum in eine mystische, raue Höhlenlandschaft verwandelt.
Im Zentrum von Chetwynds Werken stehen oft Figuren und Motive, die Randständiges und Widerständiges symbolisieren. Diese Ausstellung umfasst nachtaktive Tiere wie Motten und Fledermäuse, ebenso wie Hexen und Häretiker*innen, die als handgenähte Puppen inmitten von Weidengeflecht, mittelalterlichen Symbolen und Gemälden platziert sind. Mit diesen Objekten greift Chetwynd nicht nur auf die Motive der Natur und Geschichte zurück, sondern spielt auch auf aktuelle gesellschaftliche Fragen an – von der Autonomie des Körpers bis hin zur subversiven Kraft von Magie und weiblicher Selbstbestimmung.
Ein inspirierender Bezugspunkt für Chetwynd ist dabei Silvia Federicis Werk Caliban and the Witch. Die feministisch-marxistische Analyse der Hexenverfolgungen als Ausdruck patriarchaler Kontrolle verleiht der Ausstellung eine kritische Tiefe. In einer humorvollen und zugleich kraftvollen Bildsprache zelebriert Chetwynd Figuren und Konzepte, die oft ignoriert oder marginalisiert wurden. Ihre Installationen und Performances greifen damit die Idee der „anderen“ Geschichte auf – eine, die in kollektivem Gedächtnis und vernachlässigten Erzählungen lebt.
Kurator Axel Köhne beschreibt die Ausstellung als ein Kaleidoskop, in dem unterschiedlichste narrative und visuelle Ebenen verschmelzen. Die Künstlerin nutzt ihre „radikale künstlerische Freiheit“ zur Schaffung einer Bilderwelt, die Grenzen sprengt und das Spielerische in den Mittelpunkt stellt. Diese Freiheit zeigt sich auch in der Wahl ihrer Materialien: handgemachte Kostüme und Puppen, mit einfacher Handwerkskunst und bewusst „ungeduldiger“ Herangehensweise geschaffen, verleihen der Ausstellung eine rohe, unperfekte und dadurch besonders lebendige Ästhetik.
Die Ausstellung wird zusätzlich durch die Performance Silk and Beer (Wages for Housework) bereichert, die sowohl zur Eröffnung als auch im Rahmen des Belvedere 21 Winterfests am 17. Januar aufgeführt wird. Dieser performative Akt, der von einem Ensemble aus Performerinnen getragen wird, verleiht der Ausstellung eine flüchtige, kollektive Dimension und ermöglicht den Besucherinnen, die Grenzen zwischen Kunstwerk und Zuschauer*in aufzulösen.
„Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Heretics!“ ist ein lebendiges Erlebnis, das die Besucherinnen einlädt, sich in Chetwynds vielschichtiger Welt zu verlieren und die Rollen der Außenseiterinnen, Hexen und Häretikerinnen als kraftvolle Symbole des Widerstands neu zu entdecken. Die Ausstellung läuft noch bis zum 9. Februar 2025 und ist ein Muss für Liebhaberinnen der zeitgenössischen Kunst, die das Unerwartete, Wilde und Spielerische zu schätzen wissen.
Noch mehr Infos unter www.belvedere.at