Das Palais Epstein in Wien ist ein beeindruckendes Beispiel für die Architektur des Historismus und ein bedeutendes Zeugnis der wechselvollen Geschichte der Stadt. Direkt an der Ringstraße gelegen, neben dem österreichischen Parlament, bietet das Palais nicht nur eine beeindruckende Fassade, sondern auch eine bewegte Vergangenheit, die Besucher faszinieren wird.
Historische Entwicklung
Das Palais Epstein wurde zwischen 1868 und 1871 im Auftrag des wohlhabenden Bankiers Gustav Ritter von Epstein errichtet. Der Architekt Theophil Hansen, der auch das nahegelegene Parlamentsgebäude entwarf, gestaltete das Palais im Stil der italienischen Renaissance. Ursprünglich sollte an diesem prestigeträchtigen Standort ein Adelscasino entstehen, doch Epstein erwarb das Grundstück und ließ das Palais als repräsentativen Wohn- und Geschäftssitz errichten.
Nach dem Börsenkrach von 1873, der Epstein in finanzielle Schwierigkeiten brachte, wechselte das Palais mehrfach den Besitzer. Es wurde 1902 vom Staat erworben und diente verschiedenen Verwaltungszwecken, darunter als Sitz des Verwaltungsgerichtshofs und später des Wiener Stadtschulrats. Während der NS-Zeit war es Sitz des Reichsbauamtes und nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte es die sowjetische Stadtkommandantur. Seit 2005 wird das Palais als Nebengebäude des österreichischen Parlaments genutzt und beherbergt eine Dauerausstellung zur Geschichte des österreichischen Parlamentarismus.
Architektonische Highlights
- Fassade und Innenräume: Die Fassade des Palais Epstein ist mit vier Karyatiden geschmückt, die den Balkon über dem Hauptportal tragen. Diese Skulpturen wurden von Vincenz Pilz geschaffen. Im Inneren besticht das Palais durch seine prächtige Marmorstiege und die reich dekorierten Repräsentationsräume. Besonders hervorzuheben ist der Festsaal in der Beletage, der im Stil der italienischen Renaissance gestaltet ist und Gemälde von Carl Rahl enthält.
- Hygieia-Brunnen: Im glasüberdachten Innenhof befindet sich ein Hygieia-Brunnen, ebenfalls von Vincenz Pilz. Dieser Brunnen und die dekorativen Elemente rundherum spiegeln die künstlerische und architektonische Sorgfalt wider, die in den Bau des Palais einfloss.
Praktische Informationen für Besucher
- Führungen: Das Palais Epstein kann im Rahmen von geführten Touren besichtigt werden. Diese bieten einen tiefen Einblick in die Geschichte und Architektur des Gebäudes. Weitere Informationen zu den Touren findest du auf der Webseite des Parlaments.
- Lage und Erreichbarkeit: Das Palais befindet sich am Dr.-Karl-Renner-Ring 1, 1010 Wien. Es ist bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, etwa über die U-Bahn-Stationen Volkstheater (U2, U3) und die Straßenbahnlinien 1, 2, 46, 49.
- Beste Besuchszeiten: Das Palais Epstein ist das ganze Jahr über zugänglich. Führungen sind besonders in den wärmeren Monaten empfehlenswert, wenn auch die umliegenden Sehenswürdigkeiten der Ringstraße bei angenehmem Wetter besichtigt werden können.
Ein Besuch im Palais Epstein bietet nicht nur einen Einblick in die prachtvolle Architektur Wiens, sondern auch in die bewegte Geschichte der Stadt und ihrer bedeutenden Persönlichkeiten.