Das Leopold Museum widmet der bedeutenden Wiener Textilkunst eine spektakuläre Schau: Die Ausstellung „Poesie des Ornaments“ bringt den reichen Schatz des Backhausen-Archivs erstmals in seiner Gesamtheit an die Öffentlichkeit. Seit dem 14. November können Besucher*innen die rund 250 Exponate bestaunen, die das kreative Erbe des Traditionsunternehmens Joh. Backhausen & Söhne und seine zentrale Rolle im kulturellen Aufstieg Wiens zu einer europäischen Kunstmetropole nachzeichnen. Die Ausstellung beleuchtet die Verbindung von Kunst, Handwerk und sozialer Innovation und zeigt, wie die Textildesigns von Backhausen das Gesicht der Wiener Moderne prägten.
Kunstvoller Textilschatz im Leopold Museum
Die Exponate der Ausstellung umfassen eine Auswahl aus dem 11.000 Objekte starken Bestand des Backhausen-Archivs, das dem Leopold Museum 2023 als Dauerleihgabe überlassen wurde. Diese Sammlung reicht von den 1870er-Jahren bis in die 1960er-Jahre und umfasst Werke berühmter Designer wie Otto Wagner, Josef Hoffmann und Dagobert Peche. Die Exponate zeigen die technischen und gestalterischen Innovationen der Textilkunst und dokumentieren die Entwicklung der Wiener Designtradition von Historismus über Jugendstil bis hin zu Art Déco.
Kuratorin Ursula Oswald-Graf hebt die Bedeutung der Familie Kiesling hervor, die das Backhausen-Archiv bis heute bewahrt. Dieses Erbe steht seit 2022 unter Denkmalschutz und ist für zukünftige Forschungen zugänglich, eine bleibende Hommage an den kulturellen Beitrag von Dr. Louise Kiesling, die den Fortbestand des Archivs durch ihre Hingabe ermöglichte.
Historische Interieurs und Zusammenarbeit mit der Wiener Moderne
Die Ausstellung zeigt die stilistische Vielfalt und Farbintensität der Backhausen-Stoffe durch die Gegenüberstellung originaler Textilmuster und historischer Schwarz-Weiß-Fotografien. Besucherinnen können erleben, wie sich die verschiedenen Textilentwürfe nahtlos in die Inneneinrichtungen der Epoche einfügten. Führende Persönlichkeiten der Wiener Moderne wie Koloman Moser und Josef Hoffmann arbeiteten eng mit Backhausen zusammen und rekrutierten aufstrebende Künstlerinnen für das Unternehmen. Die internationale Anerkennung des Unternehmens zeigt sich in prestigeträchtigen Projekten wie der Ausstattung des Palais Stoclet in Brüssel und des Cabaret Fledermaus in Wien.
Die wechselvolle Geschichte von Backhausen
Die Geschichte von Joh. Backhausen & Söhne ist eine faszinierende Reise durch die Höhen und Tiefen eines der ältesten Textilunternehmen Österreichs. 1811 von Jakob Backhausen gegründet, wurde das Unternehmen 1888 zum K.K. Hoflieferanten ernannt und erlebte eine glanzvolle Zeit, in der es die prestigeträchtigen Bauten Wiens ausstattete. Trotz wirtschaftlicher Rückschläge und der Herausforderungen der Weltkriege setzte das Unternehmen auf Qualität und Innovation. Nach einer Insolvenz 2012 übernahm Dr. Louise Kiesling die Führung und schaffte es, das Erbe zu sichern, bevor das Unternehmen 2023 endgültig schloss.
Ein Streifzug durch die „Poesie des Ornaments“
Für Kunst- und Kulturinteressierte bietet die Ausstellung „Poesie des Ornaments“ eine einzigartige Gelegenheit, die Geschichte und Kunstfertigkeit des Wiener Textildesigns zu erleben. Von den frühen Entwürfen über die Kooperationen mit der Wiener Werkstätte bis zur internationalen Anerkennung als führendes Textilunternehmen – das Backhausen-Archiv dokumentiert eine Ära, in der Wien als kreative Hauptstadt Europas glänzte. Die Ausstellung ist eine Hommage an die Wiener Moderne und die Kunst des Textildesigns, das bis heute seinen Einfluss in der internationalen Kunst- und Designwelt behält.