Vom 14. Februar bis 27. Juli 2025 widmet sich das Wiener Aktionismus Museum mit der Ausstellung VIER AKTIONEN einer detaillierten Auseinandersetzung mit den Anfängen des Wiener Aktionismus und dessen medialer Vermittlung. Im Zentrum stehen vier bahnbrechende Aktionen der 1960er-Jahre, die durch ihre kompromisslose Körperlichkeit und ihren konfrontativen Charakter Kunstgeschichte geschrieben haben:
- Günter Brus – Silber
- Otto Muehl – mama und papa
- Hermann Nitsch – 3. Aktion (Fest des psychophysischen Naturalismus)
- Rudolf Schwarzkogler – 4. Aktion
Die Ausstellung zeigt sämtliche existierenden fotografischen Dokumentationen dieser Performances und untersucht die Rolle der Fotografie sowohl als dokumentarisches Medium als auch als integralen Bestandteil der künstlerischen Praxis.
Fotografie als Gestaltungsmittel und Vermittlungsstrategie
Fotografie war für den Wiener Aktionismus weit mehr als ein reines Dokumentationsinstrument – sie diente als konzeptionelles Werkzeug zur Inszenierung und Verbreitung der Aktionen. Die Ausstellung stellt die vollständigen fotografischen Serien den von den Künstlern selektierten und oft bearbeiteten Ausschnitten gegenüber, die später für Publikationen, Collagen oder Einladungskarten verwendet wurden. Dieser Vergleich verdeutlicht die bewusste künstlerische Kontrolle über das Bildmaterial und dessen gezielte Manipulation für verschiedene Kontexte.
Ein weiterer Fokus liegt auf der filmischen Dokumentation der Aktionen. Während Fotografinnen oft dem Wunsch der Künstler nach einer möglichst getreuen Wiedergabe der Performances folgten, entwickelten Filmemacherinnen eigenständige visuelle Interpretationen. Die Ausstellung wirft grundlegende Fragen auf:
- Wie beeinflusst die fotografische Auswahl die kunsthistorische Rezeption der Aktionen?
- Welche Narrative entstehen durch die Gegenüberstellung unbeschnittener und bearbeiteter Bildfassungen?
- Inwiefern verändert der filmische Zugriff die Wahrnehmung von Performancekunst?
Kontextualisierung und kritische Reflexion
Begleitend zur Ausstellung finden sieben Action Teachings von Bazon Brock sowie Präsentationen der zeitgenössischen Künstler Thomas Feuerstein und Marko Markovic statt. Ergänzt wird das Programm durch Diskussionsrunden mit renommierten Kunsthistorikerinnen und Künstlerinnen, darunter Gabriele Stötzer und Larissa Kikol. Diese Gesprächsformate widmen sich unter anderem der historischen Einordnung der Aktionen, der Bedeutung der Körperpolitik im Wiener Aktionismus und den langfristigen Auswirkungen dieser radikalen Kunstform auf die zeitgenössische Performancekunst.
Neben den fotografischen und filmischen Dokumentationen werden auch Skizzen, Partituren sowie schriftliche Reflexionen der Künstler präsentiert. Sie ermöglichen Einblicke in die konzeptionellen Überlegungen, die den Aktionen vorausgingen, und in deren kunsttheoretische Nachbearbeitung. Historische Presseberichte veranschaulichen zudem die gesellschaftlichen Reaktionen und Kontroversen, die diese bahnbrechenden Performances begleiteten.
- Ausstellungsort: Wiener Aktionismus Museum, Weihburggasse 26, 1010 Wien
- Laufzeit: 14. Februar – 27. Juli 2025
- Öffnungszeiten: Mittwoch – Sonntag sowie an Feiertagen, 11:00 – 18:00 Uhr
- Webseite: www.wieneraktionismus.at