Zeitreise – Fotografie zwischen Tradition und Moderne

Zeitreise – Fotografie zwischen Tradition und Moderne im Museum für Geschichte Graz

Die Ausstellung Zeitreise – Fotografie zwischen Tradition und Moderne im Museum für Geschichte Graz (30. Januar bis 18. Mai 2025) bietet eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der fotografischen Entwicklung des Salzkammerguts. Sie zeigt, wie fotografische Praktiken seit dem 19. Jahrhundert die visuelle Wahrnehmung und Konstruktion regionaler Identität geprägt haben. Gleichzeitig thematisiert sie die Wechselwirkung zwischen dokumentarischer und künstlerischer Fotografie, indem historische Aufnahmen mit zeitgenössischen Werken internationaler Fotokünstler*innen in Dialog treten.

Fotografie als Dokumentation und ästhetische Praxis

Seit den 1860er Jahren diente das Salzkammergut als bevorzugtes Motiv für Fotografen. Die einzigartige Landschaft, der aristokratische Tourismus und das aufstrebende Bürgertum machten die Region zu einem begehrten Schauplatz für visuelle Dokumentationen. Während die frühen Fotografien oft als reine Abbildungen des gesellschaftlichen Lebens erschienen, entwickelten sich diese zunehmend zu ästhetisch durchkomponierten Bildwelten. Die Ausstellung würdigt bedeutende Pioniere wie Albert Rastl, Michael Moser, Hans Gielge und Konrad Mautner, deren Werke nicht nur als kulturhistorische Quellen, sondern auch als Meilensteine der visuellen Narration des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gelten. Viele dieser Fotografien sind heute in privaten und öffentlichen Archiven erhalten und dokumentieren die allmähliche Veränderung der Region.

Historische Perspektiven neu interpretiert

Ein zentrales Anliegen der Ausstellung ist die Relektüre historischer Fotografien durch zeitgenössische Künstlerinnen. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 wurden eine Auswahl dieser Bilder an renommierte Fotokünstlerinnen übergeben, um sie aus einer modernen Perspektive zu interpretieren. Die visuelle Auseinandersetzung von Künstler*innen wie Yukimi Akiba, Kim Boske, Tamas Dezsö, Pawel Jaszczuk, Zhang Kechun, Patrick Lambertz, Marco Lanza, Stefanie Moshammer, Yvonne Oswald und Zuzana Pustaiová eröffnet dabei neue Sichtweisen auf die Darstellung von Landschaft, Gesellschaft und kollektiver Erinnerungskultur.

Diese Gegenüberstellung ermöglicht eine kritische Reflexion darüber, inwieweit Fotografien vergangener Epochen konstruierte Narrative transportieren und welche Rolle sie für das kulturelle Gedächtnis einer Region spielen. Die Ausstellung macht so den Wandel fotografischer Techniken und Praktiken sichtbar – von der rein dokumentarischen Funktion über subjektive Neuinterpretationen bis hin zur Dekonstruktion etablierter Bildkonventionen.

Eine interdisziplinäre Annäherung an Fotografie

Die Konzeption der Ausstellung geht über eine reine Bilderschau hinaus. Neben ästhetischen Fragestellungen rückt sie auch soziologische und medientheoretische Perspektiven in den Fokus: Welche Rolle spielte die Fotografie als Mittel der Repräsentation im 19. Jahrhundert? Wie beeinflussen kuratorische Entscheidungen unsere Wahrnehmung historischer Bildarchive? Inwiefern lassen sich narrative und stilistische Kontinuitäten oder Brüche zwischen den Epochen feststellen?

Durch die Verbindung verschiedener fotografischer Epochen und Ansätze schafft die Ausstellung eine interdisziplinäre Plattform, die kunsthistorische, medienwissenschaftliche und kulturtheoretische Perspektiven miteinander verknüpft.

Die Ausstellung ist im Museum für Geschichte Graz zu sehen und läuft vom 30. Januar bis zum 18. Mai 2025. Besucher*innen haben die Möglichkeit, die Schau von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr zu erkunden. Weitere Informationen sind unter www.museum-joanneum.at abrufbar.

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